Social Media im Mittelstand – Interview mit Alexander Becheru von Conrad Electronic

In unserer Interviewreihe “migital talk” setzen wir uns mit aktuellen und auch zukunftsrelevanten Themen im Mittelstand auseinander. Wir laden Führungskräfte, Experten und Entscheider ein, um mit ihnen die Themen aus praktischer Sicht zu beleuchten.
Heute sprechen wir mit dem Social Media Manager von Conrad Electronic, Alexander Becheru.
Hallo Alexander, bitte stelle dich doch kurz unseren Leserinnen und Lesern vor!
Hallo, ich bin Alexander Becheru und ich bin seit fast drei Jahren Social Media Manager bei Conrad Electonic SE. Hier bin ich verantwortlich für die Ausrichtung und Betreuung der deutschen Social Media Auftritte, für das Content Marketing und Social Advertising.
Für diejenigen unter uns, die Conrad Electronic nicht kennen, sag uns doch in wenigen Worten wer ihr seid und was ihr macht?
Seit 1923 steht das Oberpfälzer Familienunternehmen für Technik und Elektronik. Mit rund 750.000 Artikeln, 16 Millionen End- und Geschäftskunden sowie jährlich über 14 Millionen Besuchern in den Filialen ist Conrad Electronic einer der führenden Omnichannel-Anbieter. Das ständig wachsende Sortiment umfasst von kleinsten Elektronikbauteilen, über Messtechnik bis hin zu modernster Unterhaltungselektronik sowie Computer- und Kommunikationstechnik eine faszinierende und umfassende Auswahl an Produkten führender Hersteller und kompetenter Eigenmarken. Mit durchschnittlich 9 Millionen Visits im Monat gehört conrad.de seit Jahren zu den Top Ten der meistbesuchten Internet-Shops in Deutschland. Das Unternehmen Conrad Electronic ist unter den Top 10 der deutschen Onlineshops nach Umsatz.
Wann kam eigentlich zum ersten Mal das Thema Social Media für euch auf und warum?
Wir sind schon seit 2009 auf Social Media unterwegs. Das klassische Online Marketing, Email, Affiliate und SEA, beherrschen wir sehr gut. Social Media ist für uns eine gute Möglichkeit weiter zu wachsen. Auch merken wir den digitalen Wandel im Mediumkonsum unserer Kunden. Seit 2015 merken wir vermehrt anfragen unserer Kunden über Social Media. Social Media ist für uns ein Thema, weil unsere Kunden dort sind und wir eine gute Plattform erhalten, um uns mit unseren Kunden auszutauschen.
Welche Hürden hattet ihr zu Anfang und wie habt ihr diese gemeistert?
Unsere größte Herausforderung ist die Frage was ist der Return of Invest bei Social Media. Bei unseren Email- und SEA-Kampagnen können wir dies einfach auswerten. Bei Social Media ist das nicht so einfach. Wir haben sehr viel ausprobiert und uns mit vielen Experten ausgetauscht. Auf Grund dieser Erfahrungen entwickeln wir unser Social Media Engagement stetig weiter. Was wir auf jeden Fall sagen können ist, dass man immer am Ball sein muss, weil sich das „Spiel“ auf Social Media ständig weiterentwickelt. Trotzdem darf man nicht die Grundprinzipen von Marketing vergessen. Es geht auf der einen Seite um Branding, also positive Aufmerksamkeit für seine Marke und um Performance, also Produkte zu verkaufen.
Der Start in den sozialen Medien ist nicht einfach. Was würdest du mittelständischen Unternehmen empfehlen am Anfang zu beachten und welche Vorbereitungen sollten getroffen sein?
Zuerst muss man klären warum man Social Media für sein Unternehmen betreiben möchte. Dann sollte man für dieses Ziel Metriken definieren, die zeigen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Zum Beispiel möchte man auf Social Media Branding betreiben, dann sollte man Reichweite und Interaktionen für seine Kennzahlen betrachten. Man muss sich auch klar sein, was die verschiedenen Kennzahlen auf den verschiedenen Social Media Kanälen bedeuten. Ein Videoview auf YouTube wird anders gemessen als auf Facebook. Für Facebook beginnt ein Videoview bei 3 Sekunden, für Youtube ist ein organischer View erst bei 30 Sekunden. Außerdem empfehle ich, sich die verschiedenen Plattformen genau anzusehen. Was funktioniert dort gut? Wer nutzt diese Plattformen? Für was werden diese Plattformen genutzt? Kann ich für diese Plattformen Content produzieren? Kann ich auch interessanten Content für diese Plattformen produzieren? Und dann probiert man aus, testet verschiedene Formate und Ideen. Man sollte immer zusätzlich zum Produktionsbudget für den Content, auch Seeding Budget mit einplanen. Was nützt es, wenn ich gute Inhalte für Social Media produziere und es bekommt keiner mit. Social Media ist eine gute Möglichkeit seine Marketing Methoden zu erweitern und zu optimieren. Das Ziel deiner Pilotprojekte sollte sein, Metriken zu erzeugen, die dein Chef versteht und für gut befindet. Man darf die interne Kommunikation bei solchen Projekten nicht vernachlässigen. Social Media zwingt meistens die internen Abteilung mehr zusammen zu arbeiten und Entscheidungen schneller zu treffen. Sonst betreibt man auf Social Media nur einen weiteren “Zombie Kanal”, der zusätzlich nicht für das Unternehmen wichtig ist. Was man nicht dabei vergessen darf ist, dass keiner in den sozialen Medien auf deinen „Werbecontent“ wartet. Wenn dieser schlecht ist, dann wird man das dementsprechend sehr schnell merken. Ein guter Indikator für schlechten Content ist zum Beispiel, wenn man so gut wie keine Interaktion für seine Inhalte bekommt. Dann sollte man andere Inhalte und Formate testen.
Für welchen Unternehmensbereich siehst du die meisten Potentiale in mittelständischen Unternehmen, also wo im Unternehmen kann Social Media am meisten unterstützen (Vertrieb/Customer Support/Marketing)?
Das kann man nicht so einfach pauschalisieren. Es hängt von mehreren Faktoren ab. Was für Ressourcen habe ich dafür? Welche meiner Dienstleistungen kann ich gut über Social Media „verkaufen“? Bei welchen Themen zählt mein Unternehmen als Experte? Was für eine Unternehmensstrategie habe ich? Nutze Inhalte, die bereits im Unternehmen vorhanden sind und passe diese dann nur an. Zum Beispiel wenn mein Unternehmen einen hervorragenden Customer Service anbietet. Dieser wird aktuell vor allem noch über Telefon und Email betrieben. Dann kann es eine gute Möglichkeit sein, seine Service Kontaktmöglichkeiten auf Facebook, Twitter und/ oder Whatsapp zu erweitern. Man benötigt dann aber auch Inhalte für diese Kanäle. Eine Möglichkeit wäre es, wenn man Fragen zu seinen Dienstleistung als Text auf einen Blog beantwortet, um diesen auf Facebook zu verbreiten. Zusätzlich sollten auf allen Support Seiten die neuen Kontaktmöglichkeiten beworben werden, so das der Kunde auch davon erfährt. Man muss sich aber klar sein, dass man dafür auch die notwendigen Tools und Prozesse entwicklen muss. Oder man betreibt einen YouTube Kanal, wo die größten Fragen der Kunden in mehreren Videos beantwortet werden. Möchte man sein Marketing weiter ausbauen, um neue potentielle Kunde zu erreichen, dann sollte man sich die Werbemöglichkeiten auf Facebook ansehen. Für HR könnte Facebook, LinkedIn oder Xing interessant sein.
Auf welche Kanäle setzt ihr bei Conrad Electronic?
Wir sind auf Facebook, Youtube, Twitter, Instagram, Google Plus, Linkedin und Xing unterwegs. Außerdem betreiben wir eine eigene Community.
Was sind deine Aufgaben?
Ich bin Verantwortlich dafür das Social Media in unsere Unternehmensziele einspielt. Wir sind Händler und wollen unsere Produkte verkaufen. Ich muss herausfinden wie das auf Social Media funktioniert. Zusätzlich darf in der Firma als Aufklärer für die „neue“ Welt des Social Media agieren. Angela Merkel hat dazu den schönen Begriff „Neuland“ definiert. Man muss ein Verständnis entwickeln, dass Social Media anders als das klassische Marketing funktioniert.
Welche Empfehlung kannst du an mittelständische Unternehmen geben, die bisher noch kein Social Media Marketing betreiben?
Macht mehrere Testpiloten. Definiert ein Ziel, entwickelt passenden Content für die vorgesehenen Social Media Plattformen und gebt beim ersten Fehlversuch nicht gleich auf. Es ist zwar sicher frustrierend wenn man gleich beim ersten Versuch scheitert, aber dass bedeutet nicht das Social Media nicht funktioniert. Es bedeutet nur, dass man Social Media noch nicht für sein Unternehmen verstanden hat. Außerdem solle jeder Testpilot auch Seeding Budget haben. Was nützt es, wenn man guten Content entwickelt und es dann keiner sieht. Bei einer Fernsehwerbung produziert man auch nicht nur den Spot und lässt man diesen dann auch nicht ausstrahlen. Social Media ist in diesem Sinne ein „weiterer“ Medienkanal für seine Werbung.
Wo siehst du das Thema Social Media im Mittelstand in den nächsten 3-5 Jahren?
Man wird endlich verstehen, das Social Media keinen Praktikanten Aufgabe ist. Man benötigt dafür Vollzeit-Experten, den Social Media ist ein Fulltime-Job. Social Media Marketing wird genau so selbstverständlich werden wie SEA oder Email Marketing.
Mittelstand und Social Media gehört zusammen, weil…
…es tolle Möglichkeiten bietet seine Unternehmensziele zu erreichen. Social Media verändert den Mediumkonsum genau so wie Entwicklung des Rundfunks.

Wir danken dir für das heutige Interview und wünschen dir weiterhin einen guten Start ins Jahr 2017.
Für alle die jetzt mehr über Conrad Electronic erfahren wollen oder sehen möchten, wie das Unternehmen seine Social Media Strategie umsetzt, haben wir unten die Links zu den jeweiligen Kanälen.
Viel Spaß damit und bis zum nächsten “migital talk”!
Hier die Social Media Kanäle von Conrad Electronic: